Die zweite These

Rhythmus ist das Mittel zur gemeinsamen Strukturierung von Zeit

Eine rhythmische Praxis beabsichtigt die Strukturierung von Komplexität. Sie bedient sich zweier grundlegender Konzepte: Puls und Rhythmus. Puls und Rhythmus sind seit jeher ein von Menschen genutztes Mittel zur gemeinsamen Strukturierung von Zeit.

Ein Puls kann menschengemacht (Wochentage von Montag bis Sonntag) oder auch natürlich sein (Ebbe und Flut). Ein Puls ist erst ein Puls, wenn wir ihn als solchen wahrnehmen. Ansonsten steht das Wasser plötzlich hoch und wir wissen nicht, warum.

Indem wir den Puls als ein Muster wahrnehmen, können wir andere Dinge, die um uns herum passieren, im Verhältnis zu diesem Puls verorten. Ein Muster bedeutet, dass sich Ereignisse wiederholen. Und wenn wir einem Muster folgen, wiederholen wir regelmäßig die gleichen Tätigkeiten.

Der Kaffee am Morgen, das wöchentliche Teammeeting am Dienstag, der gemeinsame monatliche Kinobesuch.

Sekunden, Minuten, Stunden, Tage, Wochen, Monate und Jahre sind Pulse. Sie werden weltweit genutzt, um ein Raster des Zusammenlebens und der Zusammenarbeit zu gewährleisten. Diese Pulse helfen den Menschen sich zu synchronisieren.

Pulse sind dann besonders gut zur Synchronisierung nutzbar, wenn durch sie viele unterschiedliche Ereignisse im Leben von Menschen unter einen Nenner gebracht werden können.

Das morgendliche Gespräch mit dem Nachbarn an der Viehtränke. Der kollegiale Austausch mit Mitbewerbern auf der jährlichen Tagung für Baustoffe.

Und jetzt kommt der Rhythmus.

Der Rhythmus ist die Fähigkeit der Menschen, Ereignisse in eine vermeintliche Ordnung passend zu einem äußeren oder (nur) gedachten Puls zu bringen.

Das gilt einerseits für Individuen, die versuchen, Arbeit, Abholung der Kinder in der Schule, Abendveranstaltungen und Schlafmangel in Ausgleich zu bringen und dafür einen Wochenkalender mit unterschiedlichen Terminen führen (und füllen).

Hier ist jeder Tag ein Pulsschlag und die Woche mit ihren sich wiederholenden Terminen ist der Rhythmus.

Dies gilt aber auch in viel umfassenderer Form für Unternehmen. Täglich arbeiten Menschen zusammen, um gemeinsam Wertschöpfung zu betreiben. Wöchentlich werden Ausgangsrechnungen geschrieben und Eingangsrechnungen überwiesen. Monatlich werden Einnahmen und Ausgaben saldiert, um die Umsatzsteuerzahlungen zu berechnen. Und einmal jährlich wird ein Jahresabschluss gefertigt, um in einer Bilanz die eigene Wirtschaftlichkeit zu beurteilen und davon abgeleitet Steuern zu zahlen.

Abhängig von der zu strukturierenden Komplexität muss der Puls gewählt werden. So sind Tage für Ereignisse innerhalb einer Woche der richtige Puls. Für die Beurteilung des wirtschaftlichen Ergebnisses eines ganzen Jahres und der daraus abgeleiteten mehrjährigen Unternehmensentwicklung ist der einzelne Tag meist nicht relevant. Der schwarze Freitag im Jahr 1929 oder 9/11 bilden hier offensichtlich eine Ausnahme.

Das heißt, der schnelle Puls ist oftmals nur ein Rasterschritt in einem größeren Rhythmus, denn es gelingt uns leichter in Jahren zu denken, wenn wir diese in Tage, Wochen und Monate unterteilen.

Dies ist die zweite These aus “Das Rhythmische Manifest” von Konrad Bechler, das wir in rhythmischen Intervallen These für These hier posten. Die Einleitung ist hier zu lesen, die erste These hier.

Den Download-Link für das gesamte Rhythmische Manifest findet ihr hier.

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